Heute ist weltweiter Anti-Dekubitus-Tag

Anlässlich des weltweiten ANTI-Dekubitus-Tages (initiiert von der European Pressure Ulcer Advisory „EPUAP“), ist es uns ein wichtiges Anliegen, auf die noch immer drastisch steigenden Dekubitus Fallzahlen in Deutschland aufmerksam zu machen.

Dekubitus gehört zu den gravierendsten Problemen pflegebedürftiger Menschen. Für die Betroffenen gehen Dekubitalgeschwüre mit Schmerzen, schwerwiegenden Einschränkungen der Gesundheit und der Lebensqualität einher und für die Angehörigen und Pflegenden bedeuten sie hohe physische und psychische Belastungen. Die Heilung von Dekubitus ist langwierig, aufwendig und kostenintensiv. Der Entstehung von Dekubitus muss daher entschieden vorgebeugt werden.

Die nach wie vor dramatische Negativentwicklung verdeutlicht dieser aktuelle Report des IQTIG (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen).

Die Studie dokumentiert, dass im Jahr 2017 alleine 352.000 Dekubitusfälle zweiten bis vierten Grades in Kliniken festgestellt wurden, die entweder bei der Aufnahme erfasst oder in der Klinik entstanden sind. In dieser Statistik nicht berücksichtigt sind:

  • Dekubitalgeschwüre der ersten Kategorie, die erfahrungsgemäß mindestens 50% aller Fälle ausmachen
  • alle Patienten mit Dekubitus der Kategorien I-V, sowie vtG und nz-Fälle, die im häuslichen Umfeld oder in stationären Pflegeeinrichtungen erlitten und behandelt wurden und bei denen der Patient keine Klinik durchlaufen hat.
  • alle Fälle bei denen ein Dekubitus nicht als solcher erkannt oder falsch kategorisiert wurde und somit auch in keiner Statistik auftaucht.

Berücksichtigt man auch diese Fälle ist von mindestens 600.000 Dekubitusfällen jährlich auszugehen, was den rasanten Anstieg der letzten 15 Jahren bestätigt.

Der Anstieg der vemeidbaren Diagnose „Dekubitus“ kann nicht einfach mit der demographischen Entwicklung einer wachsenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen erklärt werden. Der prozentuale Anstieg der Dekubitusfallzahlen übersteigt den Anstieg der Pflegebedürftigen in den letzten 15 Jahren deutlich. Die Ursachen von Dekubitus liegen vor allem in einer mangelhaften Prävention, das heißt ungenügende Bewegungsförderung, Lagerungsmaßnahmen und druckreduzierende Hilfsmittel. Gemäß des DNQP-Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ ist der aktuelle Wissensstand ausreichend, um Dekubitus weitgehend zu vermeiden. Die Entstehung von Dekubitus ist sehr oft auf eine ungenügende Risikoerkennung und -einschätzung sowie zu spät und mangelhaft durchgeführte Maßnahmen zurückzuführen. Der schnellen Einleitung von qualifizierten und wirkungsvollen Maßnahmen kommt daher eine wesentliche Bedeutung bei der Vorbeugung und Abheilung von Dekubitalgeschwüren zu.

Carenetic fordert alle im Gesundheitswesen Beteiligten zum Dialog darüber auf, wie der „stille Skandal Dekubitus“ in unserer Gesellschaft beseitigt werden kann.